Festivalbericht: Zappenduster (Sputnikhalle, Münster, 01.-02.08.25)
Obwohl ich schon öfters in Münster zwecks Konzerten bin (als Lipper ist es entspannt zu erreichen) war ich bisher nur mehrmals auf dem Wintermelodei, jedoch noch nie auf dem Zappenduster oder dem
Culthe Fest obwohl beide immer vielversprechend aussehen. Da das Line-Up des Zappenduster aber dieses Jahr besonders schmackhaft aussah, führte dieses Jahr kein Weg für mich dran vorbei. Die Location als solches ist super, drinnen in einer vermutlich Disco wo man an einem Rand die Getränke bekommt (die Preise sind human, 3-5 Euro für Biere und Softdrinks, Longdrinks bei 6 aufwärts) und einen außenliegenden Hof, wo die zweite Bühne stand und über den man auch zum abseits gelegenen Merch-Bereich kommt.
Freitag, 01.08:
Die Anreise war wie man es von der Bahn gewohnt ist: kurz vor Abfahrt fragte ich am Bielefelder Hauptbahnhof ob meine Verbindung Verspätung hat und der Schalter verneinte dies, ich gehe zum Gleis und Zug kam einfach nicht, aber ja er hat keine Verspätung. Davon abgesehen lief die Hinfahrt komplett problemlos. In Münster angekommen hab ich meinen obligatorischen Stop bei Andrä, wo man sämtliche Medien neu und gebraucht bekommt und wo ich ''etwas'' Geld gelassen hab. Lustig dagegen war der passende Zufall das meine Unterkunft das meine Unterkunft gegenüber war, das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht und wollte mich nach meinem Stop gucken wo mein Schlafplatz ist.
Das Treiben vor Ort wurde von dem Black Metal Trio Ultima Necat aus Dresden eingeläutet, die sich der okkulten Spielart verschrieben haben und irgendwo zwischen dem orthodoxen, schwedischen und
isländischen Stil sich abgefunden haben. War musikalisch ein gelungener Anfang, der Altar mit Kerzen und Maria-Statur dagegen eher skurril. Da man nur eine EP (''Fragments Of Pain'') mit drei Songs hat konnte das ganze Material aufgeführt werden und ich deckte mich aus Sympathiegründen direkt mit dem Tape ein.
An die Musik von Horresque dagegen kann ich mich kaum erinnern, irgendwo orthodox und modern angehauchter Black Metal mit Death Metal-Anteilen der ok aber nicht weltbewegend war. Dafür fand ich das Acting des Sängers eher unangenehm, der wahlweise sich an einen imaginären Strick aufknüpfte oder jemanden drohte die Kehle durchzuschneiden. War auch relativ schnell draußen und hab mich beim Merch umgeschaut, wo neben den Bands auch mehrere Künstler ihre Werke in verschiedenster Form zum Verkauf angeboten hatten, da blieb es bei mir aber beim Gucken.
Draußen wieder, es wechselte mit jeder Band, wurde es dann so richtig satanisch, denn Chaos Invacation spielten und haben sich musikalisch wie optisch ein gehöriges Stück von Watain beeinflussen lassen. Dabei lieferte man nicht die ganz großes Show und es gab zum Glück rein ranziges Blut oder so. Das was ich zu hören bekam war ordentlich, erreichte aber kein Stück die Qualitäten der genannten Schweden und der fehlende Bass machte Sound druckarm. Die überzogenen Ansagen hätten mich eher vor 10 Jahren begeistert und die ersten Sonnenstrahlen (bei der ersten Band hat es durchweg leicht geregnet) sorgten auch nicht dafür das mir dieser Gig als Highlight im Gedächtnis bleiben sollte.
Mit Rope Sect wiederum spielte dann der erste von vier Gründen die dafür verantwortlich waren dieses Jahr hinzufahren. Der düstere Post-Punk/Death Rock der mit seiner Schmissigkeit zum tanzen in vertaubten Bars einlädt war ein willkommener Wechsel im sonstigen Getrümmer und es gab dieses Mal richtigen Gesang zu hören. Ich war überglücklich und habe alberne Bewegungen vollzogen die entfernt was mit tanzen zu tun haben. Auch im restlichen Publikum wurde vermehrt das Tanzbein geschwungen und man kann der Band definitiv einen Abriss bescheinigen.
Zu den Griechen Yoth Iria kann ich nicht viel sagen, denn das war die einzige Band die mich so semi interessiert hat. Ihr Griechenland Black Metal ist selbst für landesverhältnisse viel zu sehr auf Epik und Bombast getrimmt, das Black ganz klein geschrieben und quasi die Easy-Listening-Version dieses Stiles, was es wiederum denen zu gute kommt, die sich dem Genre von Richtung des klassischen Metals nähern. Not my cup of tea, dem Rest hats gefallen sich ein bisschen Blockbuster Schlachenmusik zu geben und das der Sänger irgendwann im Publikum performt hat war dann ziemlich cool.
Wayfarer als vorletzte band war dann einfach nur lässig: der atmosphärische Black Metal mit Western Gitarren und der entsprechenden Thematik ist einfach nur cool. Passend dazu trägt einer der Gitarristen einen Hut und spielt tiefenentspannt sein Instrument. Der Sound ist auch super und gerade der Klargesang macht echt Stimmung. Nach der ''American Gothic'' und solchen Auftritten müsste die Band noch groß werden und die Bekanntheit einer Band wie Wolves In The Throne erreichen.
Von der nächsten Band, Ghost Bath, wusste ich nur das sie zu Debüt-Zeiten sich zwecks exotischen Image als chinesische Band ausgegeben hat und das sie irgendwas zwischen Post-/ und Depressive Black Metal machen. Das die Band gleich mit drei Gitarristen auftrat überraschte mich, das Alice In Chains-Shirt des Frontmanns sehr stilsicher gewählt, die Musik war solide haute mich aber nicht unbedingt vom Hocker, der Sound dafür war richtig gut. Irgendwann kam zur Musik ein richtig cheesy und auch unpassendes Keyboard, was mir wiederum sehr viel Spaß bereitet hat und auch das einzige des Gigs war, was mir langfristig im Gedächtnis geblieben ist.
Beim Headliner Inter Arma machte sich dann die Erschöpfung und der Alkohol bemerkbar, wodurch ich nicht mehr ganz so Aufnahmefähig für den wilden Mix aus Death Metal, Post Gedöns, Prog und was das sonst noch mitspielt war. Die flächigen, atmosphärischen Parts luden zum Augenschließen ein, während die bollernden Passagen stumpf in die Magengegend prügelten. Aber wie gesagt, leider konnte ich der anspruchsvollen Musik nicht die Aufmerksamkeit geben die sie verdient haben und da die Preise für Vinyl mit 35 Euro zu hoch waren hab ich mir leider nichts mitgenommen, um der Band nochmal zu Hause vor der Anlage eine Chance zu geben, denn spannend war es allemal.
Samstag, 02.08:
Am zweiten Tag war das Wetter zwar nicht besser, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch und es wurden noch mehr Zuschauer. Den Auftakt machten an dem Tag die Niederländer Deathless Void, deren Name zwar absolut 08/15 ist und mir unbekannterweise sehr viel Spaß bereiten. Die Musik zwar hochaggressiver Black Death, bei dem man im Unterschied zum großen Rest den Death Metal als solches raushören konnte und es kein Gerumpel ist, sondern die wissen ganz genau was sie tun. Zur asozialen Musik gibt es dann ganz viel Spielfreude auf der Bühne. Der Sound war schön ranzig und hier passte es das er übersteuert war und der Gesang klang dank passender Effekte maximal verächtlich. Super Auftritt, da musste ich blind das einzige Album eintüten.
Zu Servant und ihrem melodischen 90er Black Metal mit Dissection Einschlag und Corpsepaint kann ich nicht viel sagen, Musik war solide und stellenweise auch ziemlich cool aber ich war eher damit
beschäftig Nahrung und Trinken aufzunehmen. Was Essen angeht war man nicht so gut aufgestellt, es gab einen Pizzaofen drinnen und draußen einen Stand mit nordafrikanischem Street-Food, mir als Veganer blieb aber nut die Pizza, die zwar heiß war aber wo der Teig maximal geschmacklos war, dafür war der Käse-Ersatz ziemlich nice.
beschäftig Nahrung und Trinken aufzunehmen. Was Essen angeht war man nicht so gut aufgestellt, es gab einen Pizzaofen drinnen und draußen einen Stand mit nordafrikanischem Street-Food, mir als Veganer blieb aber nut die Pizza, die zwar heiß war aber wo der Teig maximal geschmacklos war, dafür war der Käse-Ersatz ziemlich nice.
Draußen ging es dann mit Naxen weiter, die ich musikalisch mit ihrem zeitgenössischen Stil zwischen Ultha und Mgla sowie ihre Verbindung zu Vendetta Records ziemlich dufte finde. Leider war der Sound sehr bescheiden, gerade bei einer Band die sehr von seiner Gitarrenarbeit getragen wird ist es eher unglücklich das man diese in den schnellen Passagen nur erahnen konnte, Bass und Schlagzeug haben das weitestgehend übertönt. Die Band selber hat das beste draus gemacht und war dadurch das ganz normale Typen auf der Bühne standen mehr als sympathisch.
Onfondt in der Halle aus dem guten Finnland sind bei mir auch kaum in Erinnerung geblieben. Auch wieder in den 90er beheimatet zeigte die Band diesen Stil eher von der atmosphärischen Seite mit Folk-Elementen. Band ist bei Eisenwald und hat zum Glückkeine zwielichtigen Connections was gerade bei
dem Herkunftsland wo es eine sehr große Szene im rechtsaußen Spektrum gibt bemerkenswert. Fürs deutsche Publikum hat man dann ein paar deutsche Ansagen auswendig gelernt, war skurril-lustig im besten Sinne.
dem Herkunftsland wo es eine sehr große Szene im rechtsaußen Spektrum gibt bemerkenswert. Fürs deutsche Publikum hat man dann ein paar deutsche Ansagen auswendig gelernt, war skurril-lustig im besten Sinne.
Zur nächsten Band, Los Males Del Mundo, kann ich noch weniger erzählen da ich gedanklich schon bei den nächsten Bands war. Der zeitgenössische Black Metal der Argentinier orientiert sich wie Naxen auch an Mgla und hat aber auch was von Uada. War echt grunsolide, ich wollte mir dann aber den Soundcheck der nächsten Band geben.
Denn da waren Imperial Triumphant schon zu Werke, einer der Bands zusammen mit Wayfarer, Rope Sect und Misthyrming der Grund warum ich überhaupt hin wollte. Mit dem zwischenstück vom aktuellen Album ''Goldstar'' als Intro begann ein Gig der so wahnwitzig war das es mein persönliches Highlight und ein Triumphzug für die Band wurde. Da standen drei Leute in ihren goldenen Masken und obwohl ihr jazziger Avantgarde Death Metal sehr anspruchsvoll ist hat die Band gepost wie die größten Rockstars. Der Bassist griff dem Gitarristen ständig ans Instrument und spielte dort mit, es wurde eine Sekt-Pulle auf Publikum abgespritzt (die erste Reihe hatte vorsorglich entsprechende Gläser mit) und aus einer halb verwitterten Trompete wurden Wunderkerzen abgebrannt, der Geruch sollte fürs restliche Konzert bleiben. Kurios wurde es als einem filmenden Fan aus der ersten Reihe vom Bassisten das Handy abgenommen wurde während dieser mit der anderen Hand weiterspielte um seinerseits das Publikum zu filmen. Ich hatte ja Angst vor dem Sound, da man bei solcher Musik alles raushören können sollte, zu Beginn war dieser auch etwas übersteuert und man konnte Feinheiten eher erahnen wurde aber im Laufe des Auftritts besser, so das ich von einem beinahe perfekten Gig sprechen kann.
Und dann kamen Misthyrming auf die ich mich sehr gefreut habe, denn wie bekannt ist bin ich großer Fan(-boy) der isländischen Black Metal-Szene, bei der Komplexität und Wahnsinn eine perfekte Symbiose eingehen. Bei Misthyrming bin ich allerdings nur Verehrer des Debüts, einem Klassiker des ''modernen' Black Metal, die zweite find ich durch die rockigere und zugänglichere Spielweise an guten Tag nett, an den meisten aber langweilig, die aktuelle geht zwar wieder in die für mich richtige Richtung wieder, kann aber nicht an die Großtat von 2015 anzuknüpfen. Live macht das wiederum keinen Unterschied, die Band überschlug sich in ihrer Aggression und schaffte nochmal einen richtig energiegeladenen Auftritt als Co-Headliner, den ich mir erst noch analysierend aus der Distanz angesehen habe, nur um im Verlauf in der ersten Reihe zu landen um dort meine letzten Energiereserven aufzubrauchen.
Beim Headliner Dödsrit war ich dann einfach nur fertig, weswegen ich da nur den Anfang mitbekommen habe. Aber das war für mich verkraftbar, hatte ich sie schon bei einer Ausgabe des Wintermelodei gesehen, wo sie zum Schluss nochmal alle wachgerüttetlt haben. Die Mischung aus Cascadian Black Metal und Crust geht halt gut nach vorne und ist auch ein Stück weit originell, leider ist das neuste Album sehr melodiös-dudelig geworden, die Leute streiten sich ob das Einflüsse aus dem klassischen Metal, Melo Death oder gar Core sein sollen. Meine Müdigkeit kickte dann aber zu hart rein weswegen ich dann den Gang zum Hostel angetreten bin. Abschließend kann ich sagen das es ein richtig gutes Wochenende war und auch vom Preis mehr als angemessen. Da es erst aussah das man aus Budget-Gründen die nächste Ausgabe nicht starten kann, hier die Entwarnung, doch kann, das wurde vom Veranstalter wenige Tage nach dem Festival offiziell gepostet.
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