100 Schwarze Perlen - Meine liebsten Black Metal Scheiben: 16. Lifelover - Konkurs (2008)

 

Melancholie, Depression, Lebensüberdruss wie Selbstverachtung spielten schon seit den Anfangstages des Black Metals eine elementare Rolle, man höre zum Beispiel die ersten vier Alben eines durchgeknallten Ex-Norwegers an. Später kamen dann Bethlehem die dann Weg ebneten für den sogenannten DSBM (Depressive Black Metal). Dieser lebte schon von Anfang an von derber Provokation in Form von Selbstverstümmelung auf den Bühnen dieser Welt, Texte über Suizid und anderweitiger, konnte aber eine Zeit auch durch die eigentliche Musik überzeugen. Gerade die beiden schwedischen Vorzeigebands in ihrem Segment, Shining und Lifelover, zeigten in ihren kreativen Hochphasen was aus dem rauszuholen ist wenn man seine Einflüsse aus verschiedenen Richtungen bezieht. Leider ließen sich die meisten dann nicht genau da von inspirieren, sondern lieber von der plakativen Außendarstellung, vor allem die des Protagonisten ersterer, wodurch das Subgenre musikalisch immer egaler wurde während ein Wettbewerb lief, wer sich die größeren Schmerzen zufügen kann.

Für mich persönlich war das als provokativer Jugendlicher der gerade den Black Metal kennen gelernt hat natürlich dass Ding und kam mit diesen Bands früh in Kontakt, gerade die siebte von Shining sollte mir den Sinn dafür öffnen, in die emotionale Tiefe des black Metal zu dringen und es nicht nur wegen des Geknüppels zu hören. Das ich mit dem dahinterstehenden Gefühlen noch auf ganz andere Weise vertraut machen sollte wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht und so bekam sie später einen höheren Stellenwert für mich, beziehungsweise ausgewählte Vertreter. Und obwohl ich die vierte und fünfte Scheibe des Wirrkopfes Niklas Kvarforth und seiner Mannschaft nach wie sehr zu schätzen weiß, so ist es doch die ''Konkurs'' die für mich den kreativen Höhepunkt dieser über großen Teilen eher Kloake darstellenden Szene dar. Eigentlich wird der Terminus DSBM Lifelover nicht gerecht, ja nicht mal Black metal ist wirklich passend, wenn man es rein nüchtern auf die musikalischen Elemente bezieht. Die Musik mit Anleihen aus dem Gothic und Alternative Rocks sind depressive Rockmusik, der Black Metal findet auch in der Musik durch den Gesang statt und lässt sich auch in der Giatrrenarbeit finden, es ist aber der Wahnsinn, die tief unter die Haut gehende Emotionalität wie die Ästhetik die es wiederum in dieses Genre bringen. Dabei waren sie stets subtiler, zynischer, nahbarer als die Konkurrent und auch eine gewisse kindliche Naivität sorgte dafür das die Musik trotz das sie weniger deprimierend auf den unbedarften Blick scheint weit aus niederschmettern als der Rest. Kein kaputter Charakter der dir erzählt wie und wann er sich das Leben nimmt sondern viel mehr der depressive Wahn des Alltags, die Anonymität innerhalb einer Großstadt, das ständige in die immer selben Gesichter sehen und sie wieder vergessen, die zermürbende Monotonie der Routinen, sowas halt. Und das stets mit einem ironischen, bissigem Seitenkommentar garniert. Gerade die unpassenden Outros wie Jahrmarktsmusik die immer wieder auftauchen, geben dem zusätzlich noch ein schizophrenes Element. 

Mit dem versterben des Kreativkopfes 2011 wurde die Band dann zu Grabe getragen, da er die treibende Kraft hinter de Wahnsinn war, im Studio wie auch Live. Die verbliebenen Musiker gründeten das Projekt Kall, das mit seinem bisher einzigen Album eher in eine avantgardistischere Richtung ging, aber dabei eine ähnliche Stimmung erzeugte und sehr zu empfehlen ist. Wer wiederum eine Alternative sucht die dem Original sehr nah kommt sowohl vom Stil als auch der Qualität der möge Psychonaut 4 antesten, die schaffen es erstaunlich gut den Film der Alben ''Konkurs'', ''Erotik'' und ''Pulver'' aufleben zu lassen.




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